Dankbarkeit

Was ist Dankbarkeit?

Ist Dankbarkeit ausschließlich ein Gefühl, das einen überkommt, ohne etwas dafür oder

dagegen tun zu können oder ist Dankbarkeit eine innere Haltung, für die man sich

entscheiden und die man fördern kann?

Gemäß der Definition umfasst Dankbarkeit beides:

„Dankbarkeit ist ein positives Gefühl oder eine Haltung in Anerkennung einer materiellen oder immateriellen Zuwendung, die man erhalten hat oder erhalten wird.“

 

Dankbarkeit ist also ein Gefühl, das uns in Situationen überkommt, in denen wir eine

Zuwendung erleben, an eine zukünftige Zuwendung denken oder bestimmt auch, wenn wir

uns an eine vergangene Zuwendung erinnern.

Dankbarkeit als innere Haltung

 

Dankbarkeit ist aber auch eine innere Haltung, die bewusst eingenommen und gefördert

werden kann. Die Haltung der Dankbarkeit hängt sehr stark von unseren Entscheidungen ab.

Wir können uns bewusst entscheiden, ob wir die vielen, vielleicht manchmal auch kleinen,

Gründe zur Dankbarkeit im Alltag achtsam wahrnehmen wollen. Wir können auch bewusst

entscheiden, ob wir uns einige der vielen Zuwendungen, die wir bereits erhalten haben, in

Erinnerung rufen und darüber nachdenken wollen. Wenn wir uns dafür entscheiden, wird

sich das Gefühl der Dankbarkeit immer wieder einstellen.

Dankbarkeit ist also nicht etwas Schicksalhaftes, das der eine bekommen hat und der

anderen eben nicht. Dankbarkeit ist eine Haltung, die wir lernen, fördern und kultivieren

können. Und Dankbarkeit ist ein Gefühl, das sich immer öfter und intensiver einstellen wird,

je häufiger und achtsamer wir uns für die Haltung der Dankbarkeit entscheiden und uns

Gründe zur Dankbarkeit bewusst machen.

 

Dankbarkeit als Wertschätzung

 

Dankbarkeit ist auch die bewusste Wertschätzung dessen, was ein Mensch empfängt, ob

materiell oder immateriell. Durch Dankbarkeit erkennen wir das Gute in unserem Leben.

Außerdem wird uns bewusst, dass dieses Gute zum großen Teil außerhalb von uns selbst

liegt. Folglich hilft uns Dankbarkeit uns mit etwas Größerem als uns selbst zu verbinden – mit

anderen Menschen, der Natur oder einer höheren Macht.

 

Dankbarkeit als Hinwendung zum Gegenüber

 

Wie bereits durch den vorangehenden Absatz deutlich wurde, hilft uns Dankbarkeit etwas

Größeres als uns selbst zu erkennen. In der Ausübung der Dankbarkeit blickt der Mensch

weg von sich selbst auf ein Gegenüber. Die Aufmerksamkeit wird auf denjenigen gerichtet,

der uns seine Zuwendung geschenkt hat: Gott, andere Menschen oder auch die Natur.

 

Dankbarkeit wirkt daher auch gegen die oft quälende Einsamkeit und hilft eines unserer

Grundbedürfnisse zu stillen, den Wunsch nach Verbundenheit. Dieser Aspekt der

Dankbarkeit wird durch das folgende Zitat deutlich:

 

„Dankbarkeit ist weniger ein Verhalten als eine innere Haltung der Umwelt und sich

selbst gegenüber. Dankbarkeit äußert sich verbal und nonverbal, allerdings hat

Dankbarkeit immer einen Bezug zum Gegenüber. Das liegt in der Natur der

Dankbarkeit selbst. Sie findet auf seelischer Ebene statt und ist meist mit dem

Bedürfnis verbunden, seine Dankbarkeit zu zeigen. Dadurch wird Dankbarkeit zu

einem Mittel, in Verbundenheit mit anderen Menschen zu kommen. Der uralte

Wunsch des Menschen nach Verbundenheit gehört zu den Grundbedürfnissen aller

Menschen und ist angeboren. Dankbarkeit ist ein Gefühl, das im Individuum entsteht

und zu einem Dialog mit der Umgebung führt.“

 

Schon allein in diesem Umstand liegt sicher etwas von der heilsamen Wirksamkeit der

Dankbarkeit begründet. Durch die bewusste Förderung der Dankbarkeit lernt der Mensch

von sich selbst wegzusehen. Er hört zumindest für diesen Moment auf um sich selbst und

seine Probleme zu kreisen, indem er sich demjenigen zuwendet, ob Gott oder ein anderer

Mensch, der ihm Gutes erwiesen hat. Dadurch gerät das Problematische, das Verwundete,

das Fehlende oder Traurige im Leben dieses Menschen zumindest in diesem Moment in den

Hintergrund. Er wendet sich einem Gegenüber zu und entdeckt das Erfreuliche, das Schöne,

das Ermutigende. Allein schon diese Abkehr von der eigenen Nabelbeschau und die

Hinwendung zum anderen, zum Ermutigenden und zu den vorhandenen Ressourcen ist eine

nicht zu unterschätzende logotherapeutische Intervention. Sie bewirkt eine deutliche

Einstellungsmodulation. Die Übung der Dankbarkeit verändert die Einstellung des Menschen

in der Art, dass er schließlich sich selbst und seine Probleme aus einer neuen Perspektive

heraus betrachten lernt und dadurch ermutigt wird aktiv zu werden um sie zu bewältigen.

 

„Schließlich ist es eine Frage der Perspektive, wie ein Mensch auf das Leben schaut.

Wahrnehmen bedeutet, sich hinwenden. Aber wir sind selbst dafür verantwortlich,

wie wir diese Hinwendung gestalten.“

 

Weitere wichtige logotherapeutische Prinzipien werden in diesem kurzen Zitat deutlich:

Wir sind für unser Leben und die Art und Weise wie wir es gestalten verantwortlich. D.h. wir

sind nicht Opfer der Umstände, denen wir unausweichlich ausgeliefert sind, sondern wir

haben die Möglichkeit Gestalter unseres Lebens zu sein.

 

„Wir sind als Menschen frei, uns dafür zu entscheiden, die vielleicht anfänglich zarten

Pflänzchen positiver Gefühle zu hegen und zu pflegen, statt uns im Kampf mit dem

Unkraut zu erschöpfen.“

 

Wir sind nicht frei von unseren Lebensumständen und gewissen Herausforderungen, aber

wir sind frei dazu Stellung zu nehmen, die vorhandenen Ressourcen zu nützen und etwas

Sinnvolles daraus zu machen.

 

Was bewirkt Dankbarkeit?

  • macht glücklich
  • macht optimistischer
  • reduziert Stress
  • fördert die Gesundheit
  • fördert das Zusammenleben in der Ehe, Familie und Gemeinschaft
  • wirkt Depressionen und Suizidgedanken entgegen
  • stärkt das Selbstwertgefühl
  • fördert die Resilienz
  • erhöht die Empathie
  • verändert das Gehirn